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Informationen zum Brienzer Rutsch

48. Bulletin vom 19. Mai 2023
www.brienzer-rutsch.ch
Aktuelle Phase: ROT

Dieses Bulletin kündigt NICHT die Phase BLAU an. 

Hotline für Betroffene:  079 936 39 39

Aktuelle Kurzmeldungen über www.twitter.com/AlbulaAlvra
 

Rutschung Insel

Auf der Insel nehmen die Geschwindigkeiten nach wie vor zu.
Die Phase BLAU steht nicht unmittelbar bevor.

Vier Bilder des Georadars zeigen die Entwicklung der Insel im vergangenen Jahr. Grün und Gelb: Keine oder kaum Bewegung. Rot und Pink: 2 bis 4 cm/Tag. Hellblau und Dunkelblau: 10 bis 20 cm/Tag). Weisse und violette Bereiche: mehr als 25 cm/Tag.
Bild: Geopraevent AG | Frühwarndienst Albula/Alvra

Rutschung Berg

Die Geschwindigkeiten am Berg haben zugenommen; am deutlichsten im «Szenario West» hoch über Vazerol.

Die Expert:innen vermuten, dass dies mit den Niederschlägen der letzten Wochen zusammenhängt. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Zunahmen aufgrund von Niederschlägen jeweils wieder beruhigen, sobald das Wetter trockener wird.

Ausserhalb der Insel sind zurzeit keine Bereiche der Rutschung Berg abbruchgefährdet.

Rutschung Dorf

Die Geschwindigkeiten der Rutschung Dorf sind weiterhin ungefähr konstant. 

Aktuelle Geschwindigkeiten

Plateau:  2.5 m/Jahr | zunehmend
Front:  2.5 m/Jahr | zunehmend
West:  8 m/Jahr | zunehmend
Insel:  bis 63 m/Jahr | stark zunehmend
Insel Basis: bis 67 m/Jahr | zunehmend
Rücken Caltgeras: 1.6 m/Jahr | zunehmend
Rutschung Dorf: 1.0 m/Jahr | stagnierend

Prognose: Bereich Insel

Die Beschleunigung der Insel hat sich seit Ostern kontinuierlich fortgesetzt. Es muss damit gerechnet werden, dass bis zu 2 Millionen Kubikmeter abbrechen.

Dies kann in Form von Felsstürzen (mehrere tausend bis einige hunderttausend Kubikmeter – Wahrscheinlichkeit 60%), als schnelle Rutschung (ein bis mehrere Meter pro Tag – Wahrscheinlichkeit 30%) oder als Bergsturz (mehr als 500'000 Kubikmeter – Wahrscheinlichkeit 10%) passieren. 

Aktuelle Informationen erhalten Sie laufend in den Bulletins zum Brienzer Rutsch und über Twitter (www.twitter.com/AlbulaAlvra)

Kurznachrichten über Twitter

Der Gemeindeführungsstab nutzt für Kurznachrichten zur aktuellen Lage und Hintergrundinformation vermehrt Twitter. 
Die Twitterseite der Gemeinde Albula/Alvra hat die Adresse www.twitter.com/AlbulaAlvra oder @AlbulaAlvra.
Sie kann auch ohne eigenes Twitter-Konto angesehen werden.

Gemeindeführungsstab bereitet die Phase BLAU vor

Wenn das Abbrechen der Insel unmittelbar bevorsteht (einen Tag bis einige Stunden) und wenn sich abzeichnet, dass dabei ein grosser Teil der Insel abbrechen wird, beginnt die Phase BLAU. 

Zusätzlich zum heute gesperrten Perimeter ROT werden die Kantonsstrassen von Tiefencastel auf die Lenzerheide (zwischen Tiefencastel und Vazerol) und von Tiefencastel nach Filisur/Davos (zwischen Tiefencastel und Surava) gesperrt. Auch die Albulalinie der Rhätischen Bahn kann zwischen Tiefencastel und Filisur vorübergehend nicht befahren werden. 

In Surava werden die beiden westlichsten Häuser («La Nois» rechts und links der Albulastrasse) evakuiert.. 
Vorabinformation zur Phase BLAU: Auf dem Kartenausschnitt sind die gesperrten Gebiete und Verkehrswege der Phasen ROT und BLAU skizziert. 

Schule Albulatal bleibt flexibel

Die Phase BLAU hat auch Konsequenzen für die Schulen im Albulatal. Der Unterricht findet aber dennoch statt. 

Die Oberstufe in Tiefencastel wechselt in der Phase BLAU kurzfristig in den Fernunterricht über digitale Kanäle. Eine Mehrheit der Schülerschaft und auch Teile der Lehrpersonen könnten nicht ins Schulhaus kommen, sodass ein Präsenzunterricht nicht sinnvoll wäre. 

Die Primarschüler:innen aus Brienz/Brinzauls gehen in Lantsch/Lenz zur Schule. Ihr Transport mit Schulbussen ab Tiefencastel über die Solisbrücke und die Lenzerheide nach Lantsch wird durch die Schule gewährleistet. Die Eltern und Schüler:innen wurden entsprechend informiert. 

Blaulichteinsätze funktionieren auch in der Phase BLAU

Die Einsätze von Rettung, Feuerwehr und Polizei sind auch während der Phase BLAU gewährleistet. Das Einsatzkonzept für die Blaulichtorganisationen in der Region wurde schon vor längerem erstellt.

Die Gemeinde Albula/Alvra dankt den Nachbargemeinden und den Blaulichtorganisationen für die Unterstützung und ihren grossen Einsatz!

Sperrung des Wanderwegs links der Albula ab Montag

Der Wanderweg am südlichen (linken) Ufer der Albula (zwischen Tiefencastel Dalmeras und Surava Gravas) ist ab Montag, 22. Mai bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen gesperrt. 

Der Spielplatz Gravas bei Surava bleibt offen.
Gemeindepräsident Daniel Albertin
Von Hoffnung, Solidarität und Freundschaft

Mit dem Abschluss der Evakuierung von Brienz/Brinzauls am vergangenen Freitagabend ist mir und wohl der gesamten Krisenorganisation ein grosser Stein vom Herzen gefallen. Zwar bedroht die Insel das Dorf, aber es sind keine Menschen, Haus- und Nutztiere mehr in Brienz/Brinzauls. 

Die Evakuierung bedeutet für die Betroffenen eine grosse Belastung. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt und sie wissen nicht, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Heimweh macht sich breit – und die bange Frage, ob die abbrechende Insel das Dorf beschädigen oder verschonen wird.

Die Ungewissheit über die Zukunft ist die grösste Belastung für die Betroffenen. Die Zuversicht, dass es wohl nicht so schlimm werden wird, weil ja auch in der Vergangenheit nie etwas Schlimmes passiert ist, ist aus vielen der Köpfe und Herzen der Brienzerinnen und Brienzer gewichen. 

Dennoch gibt es Hoffnung: Hoffnung darauf, dass die Insel in vielen Teilabbrüchen kommt und dass das Dorf nicht beschädigt werde. Hoffnung darauf, dass die Gemeinde mit all ihren Einwohnern, der Kanton, der Bund und die Versicherungen die Betroffenen nicht alleinlassen werden. Und Hoffnung darauf, dass – komme was wolle – Familien und Freundschaften intakt bleiben und den Betroffenen als persönliche Netzwerke helfen, das Heute zu überstehen und das Morgen anzupacken.

«Wir werden Sie nicht alleinlassen», habe ich den Brienzerinnen und Brienzern vor einigen Wochen versprochen. Die Gemeinde, der Kanton und ihre Partnerorganisationen setzen mit ihrer gemeinsamen Einsatzorganisation alles daran, Brienz/Brinzauls, seine Bevölkerung und die Region umsichtig durch diese Krisensituation zu führen. Im Zentrum aller Massnahmen stehen dabei die Betroffenen der Krise. Sie sollen geschützt, betreut und vor vermeidbarem Schaden bewahrt werden.

Der Brienzer Rutsch liegt im Herzen von Graubünden. Neben den schwer betroffenen Bewohner:innen von Brienz/Brinzauls und den vielen Stammgästen, die zusammen mit den Einheimischen um ihr Lieblingsdorf in den Bergen bangen, wird auch die weitere Bevölkerung der Gemeinde und der Region in die Krise gezogen. Spätestens wenn die Phase BLAU begonnen werden muss, wird der ganze Kanton spüren, dass in seinem Herzen ein paar der wichtigen Gefässe verstopft sind.

Zusammen mit unseren Partnerorganisationen versuchen wir alles, die Auswirkungen der Phase BLAU so gering wie möglich zu halten. Dennoch wird die Sperrung wichtiger Verkehrswege für Pendlerinnen und Pendler, Lieferanten, lokale Betriebe und Durchreisende einschneidende Nachteile mit sich bringen.

Wie lange eine solche Sperrung andauern wird und ob sie sich (mehrfach) wiederholen wird, können wir im Augenblick noch nicht sagen. Ich kann nur versprechen, dass wir alles daransetzen, sie so kurz wie möglich zu halten. Aber wie die Brienzerinnen und Brienzer werden sich auch die Verkehrsteilnehmer:innen in den kommenden Wochen und Monaten in Geduld üben müssen.

Ich rufe alle Verkehrsteilnehmer:innen auf, sich auf die möglichen Sperrungen vorzubereiten. Klären Sie, wo Sie bei Sperrungen übernachten können, ohne den weiten Umweg über Landquart oder das Engadin fahren zu müssen. Fragen Sie Kollegen, Freundinnen und Ihre Unternehmen, ob sie Ihnen in dieser Ausnahmesituation aushelfen können. Und halten Sie sich immer vor Augen, dass wir die Sperrungen nur im Interesse Ihrer Sicherheit verfügen werden.

«Graztga figt – vielen Dank! Das Schicksal von Brienz/Brinzauls bewegt den Kanton und die Schweiz. Aus allen Talschaften erreichen uns Botschaften, die uns Mut machen. Der Kanton, zahlreiche Gemeinden, Unternehmen und Private spenden Geld, mehr als 160 Wohnungen wurden uns für die Evakuierten angeboten, die Nachbargemeinden helfen, wo es nur geht und zahllose Einheimische leisten Einsätze in ihren Milizorganisationen. Ihnen allen sage ich «Graztga figt – vielen Dank! Eure Bereitschaft, zu helfen rührt uns und die Betroffenen und sie ist uns sehr wichtig!»

Wir werden diese Krise gemeinsam meistern. Denn wir haben keine Wahl: nur in der Gemeinschaft kann man eine solche Lebenssituation durchstehen. Ich wünsche Ihnen in diesen schweren Tagen viel Geduld und die Zuversicht, dass Ihr Leben auch dann weitergehen wird, wenn «Igl Rutsch» ihrem Heimatdorf etwas antun sollte. 

Ich wiederhole mein Versprechen: Wir werden Sie nicht alleinlassen.

Daniel Albertin
Gemeindepräsident Albula/Alvra

Helikopterflüge heute Freitag

Für den Freitagmorgen, 19. Mai, ist ob Brienz/Brinzauls ein Helikoptereinsatz für den Frühwarndienst geplant. Spezialisten montieren zusätzliche Reflektorspiegel in den rutschenden Hang. Damit können Distanzen und Geschwindigkeiten per Laser gemessen werden.

Für die Montage werden sie vom Helikopter an einem langen Seil in den Hang geflogen. Sie bleiben immer mit dem Seil und dem Helikopter verbunden, sodass sie bei einem Steinschlag sofort aus dem Gefahrengebiet gehoben werden können.
Im Herbst 2022 wurden bereits einmal Reflektoren per Helikopter montiert.
Bild: gartmann.biz
Ebenfalls heute Freitag sind Flüge einer Drohne des Instituts für  Schnee- und Lawinenforschung Davos geplant. 

Falls die Einsatze am Freitag wegen des Wetters nicht durchgeführt werden können, werden sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

Flugverbot über dem Brienzer Rutsch

Das Flugverbot über Brienz/Brinzauls und Umgebung ist nach wie vor gültig. Es reicht vom Boden bis auf eine Höhe von 10'000 Fuss (3050 m.ü.M.). Das Flugverbot gilt für alle Fluggeräte und insbesondere auch für Drohnen. Im Gebiet werden immer wieder Helikopter und Drohnen der Einsatzkräfte eingesetzt. Diese könnten durch andere Fluggeräte gestört oder gefährdet werden.
Mehr Information im Daily Airspace Bulletin von Skyguide unter: https://www.skybriefing.com/de/dabs

Bohrarbeiten im Sondierstollen gehen weiter

Das Portal des Sondierstollens liegt ausserhalb des Gefahrenperimeters. Deshalb können die noch laufenden Bohrarbeiten aus dem Stollen weitergeführt werden. Die Versorgung der Baustelle und mögliche Einsätze von Blaulichtorganisationen im Stollen sind sichergestellt.
Die Bohrarbeiten «über Kopf» aus dem Sondierstollen in die Gleitschicht und die rutschende Masse.
Bild: Ivan Degiacomi, TBA Graubünden

Dank an Wohnungsbesitzer

Mehr als 160 Wohnungen wurden der Gemeinde für Evakuierte aus Brienz/Brinzauls angeboten. Bereits einen Tag nach der Bekanntgabe der Evakuierung konnten alle Wohnungssuchenden mit Anbieter:innen von Wohnungen in Kontakt gebracht werden.

Die Gemeinde und der Gemeindeführungsstab danken allen Wohnungsbesitzer:innen herzlich, die ihre Wohnungen angeboten haben!

Altar aus der Kirche evakuiert

Der historisch sehr wertvolle Flügelaltar der Kirche St. Calixtus wurde evakuiert. Dozierende und Studierende der Hochschule für Künste Bern, die Denkmalpflege Graubünden, der Kulturgüterschutz des Zivilschutzes, die Gerüstbaufima Luzi und die katholische Kirchgemeinde arbeiteten eng zusammen. Sie konnten das spätgotische Retabel von nationaler Bedeutung in nur drei Tagen in hunderte von Einzelteilen demontieren und evakuieren. 
 
Das Retabel wird nun umfassend restauriert. Die Restauration war ursprünglich ab Juni vorgesehen, sie wurde wegen der Entwicklung der Lage nun vorgezogen.

Bilder: Amt für Militär und Zivilschutz Graubünden

Hotline der Gemeinde 

Jürg Marguth (57) betreut ab 14. April die Hotline der Gemeinde für Betroffene des Brienzer Rutsches. Fragen zu Alltagsproblemen nimmt er entgegen und leitet sie an die Fachstellen weiter, die sie kompetent beantworten können. 

Jürg Marguth steht aber auch für persönliche Fragen zur Verfügung. Die aktuelle Situation und eine mögliche Evakuierung können zu persönlichen Belastungen für die Betroffenen führen. Auch diese sehr persönlichen Fragen können mit Jürg Marguth besprochen werden. Selbstverständlich sind alle Gespräche mit ihm vertraulich und es fallen für die Betroffenen keinerlei Kosten an.

Die Hotline der Gemeinde hat die Nummer 079 / 936 39 39.
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Das Bulletin zum Brienzer Rutsch in den Novitats


Das monatliche Bulletin zum Brienzer Rutsch erscheint auch in der Regionalzeitung Novitats. Die Gemeinde Albula/Alvra möchte die Informationen über den Brienzer Rutsch auf diesem Weg auch Personen zugänglich machen, die sie über E-Mail und Internet nicht erhalten können. 

Diese Ausgabe des Bulletins erscheint wegen des Feiertags am Donnerstag ausnahmsweise nicht in den Novitats.
Das nächste Bulletin zum Brienzer Rutsch erscheint, wenn die Lage sich erheblich ändert. 

Redaktion: Christian Gartmann

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Wir hoffen, dass unsere regelmässige Information zum Brienzer Rutsch Ihren Wünschen entspricht. Falls Sie Anregungen haben, können Sie uns hier eine E-Mail schreiben.
Herausgeber: Gemeindeführungsstab Albula/Alvra
Redaktion: Christian Gartmann
Kontakt:
medien@albula-alvra.ch 

Copyright © 2023  Gemeinde Albula/Alvra


Unsere Adresse:
Gemeinde Albula/Alvra
Veia Baselgia 6
7450 Tiefencastel

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